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„Wir“ probieren es einfach

Der Virus macht jetzt auf Dauerwelle. Für Theater eine Katastrophe, für viele Kleinkunstbühnen die Hölle. Wenn da die Zuschauer 1,5 Meter Abstand halten sollen, passt vor die Bühne ungefähr so viel Publikum wie früher in eine Telefonzelle. Fragt Eure Eltern, wenn Ihr nicht wisst, was ich meine.

Die entsprechenden Veranstalter müssten außerdem dringend im Lotto gewinnen. Erstens um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, und zweitens um Zuschauer zu bestechen, damit sie sich zum fröhlichen Aerosol-Ablachen in geschlossene Räume setzen. Unrealistisch. Das mit dem Lotto.

Dennoch bleibe ich Bühnenkünstler. Auf was willst du mich sonst umschulen? Als Erzieher wäre ich zu ironisch, als Trauerredner zu sarkastisch und als IT-Experte deutlich zu ungenerdet.

Ich will, dass das weitergeht mit der Kultur. Ich will als satirische Trümmerfrau unsere Theaterlsndschaft wieder mit aufbauen. Eben vor allem auch die privaten Bühnen und Vereine, die nicht mit Weitblick und Berechnung an die Sache herangegangen sind, sondern einfach mit Herzblut. Und dabei sogar ein Wirtschafts- und Standortfaktor waren, ohne es darauf abgesehen zu haben. „Keine Kultur“ rechnet sich nämlich auch nicht, das werden wir noch sehen.

Deshalb: Am 8. Mai 2021 habe ich Premiere mit meinem nächsten Programm. Vermutlich in Heppenheim, im großen Ballsaal des Halben Mondes. Vielleicht aber auch aus Hygienegründen in einer ausrangierten Telefonzelle in der Oberlausitz. Oder im Homeoffice. Der Höchststrafe für Bühnenkünstler.

Den Weg dahin würde ich gerne mit Freunden und Gönnern gehen, die mich dabei unterstützen möchten, die Komplize sein wollen. In den sozialen Netzwerken habe ich ungefähr die Reichweite einer feuchten Scheibe Knäckebrot. Das ist wenig, aber eben auch eine Chance. Zumindest darauf, einen sehr privaten und intimen Club zu gründen. Ich meine: Ich muss eh ein neues Programm erdenken, entwickeln und schreiben. Warum nicht mit Euch in der kleinsten Online-Community der Welt? Dann passen wir auch zur Premiere in die Telefonzelle und gelten quasi als Haushaltsgemeinschaft.

Groß werden dürfte die Sache zur Not auch, damit muss ich dann umgehen. Denken wir erst mal nicht drüber nach. Für mich entsteht Kleinkunst immer, wenn man bekloppte Ideen einfach ausprobiert. Der Rest ist Großkunst, aber die hat mich nie groß interessiert, seit der selige Hanns Dieter Hüsch sich zur Kleinkunst erklärt hatte und ich nur dachte „mehr brauch ich nicht.“

Lasst uns was Verrücktes machen. Seid dabei, kommentiert mit, diskutiert mit. Wäre doch gelacht.